Wir haben uns zuletzt die Bilanz ein bisschen genauer angeguckt und zwar indem wir uns die linke, nämlich die Aktivseite der Bilanz angeschaut haben.
Wie ihr euch vielleicht noch erinnert, bilden die sogenannten Aktiva das Vermögen eines Unternehmens ab.
Also Anlagevermögen, Umlaufvermögen und den sogenannten aktiven Rechnungsabgrenzungsposten.
Die rechte Seite der Bilanz, die sogenannten Passiva, bilden das Kapital des Unternehmens ab.
Und damit ist jetzt nicht Geld auf dem Konto gemeint, sondern quasi die Kapitalquellen.
Hier sieht man also, aus welchen Quellen das Vermögen auf der linken Seite der Bilanz so kommt.
Da gibt es einerseits das Eigenkapital und andererseits das Fremdkapital.
Von den Wörtern habt ihr ganz sicher schon mal gehört und die sind zum Glück ausnahmsweise mal relativ selbsterklärend.
Wie funktioniert Eigenkapital?
Eigenkapital ist Kapital, das dem Unternehmen selbst gehört.
Das kann einerseits eingezahltes Eigenkapital sein wie zum Beispiel das Stammkapital von 25.000 € bei einer GmbH.
Andererseits gehören zum Eigenkapital aber auch Gewinne und zwar nicht nur die aus dem aktuellen Jahr, sondern auch sogenannte Gewinnvorträge aus früheren Jahren.
Es gibt auch noch sogenannte Gewinnrücklagen.
Die entstehen zum Beispiel dadurch, dass das Unternehmen beschließt, eine solche Rücklage zu bilden.
Es gibt aber auch gesetzliche Rücklagen, die Unternehmen verpflichtend bilden müssen, zum Beispiel bei einer UG.
Verluste gehören auch zum Eigenkapital und drücken es.
Es kann bei großen Verlusten sogar sogenanntes negatives Eigenkapital geben.
Das ist gar nicht gut und sollte man im besten Fall nicht haben, denn das ist ein Thema für Insolvenzen und so weiter.
Mit dem Eigenkapital kann das Unternehmen wirtschaften und es in Vermögenswerte investieren, die sich dann auf der Aktivseite finden.
Oder es liegt auf der Bank rum, was dann aber eben auch auf der Aktivseite im Umlaufvermögen zu finden ist.
Das Eigenkapital muss das Unternehmen an niemanden zurückzahlen.
Gewinnausschüttungen kommen übrigens auch aus diesem Topf.
Wie funktioniert Fremdkapital?
Neben dem Eigenkapital gibt es aber eben auch das Fremdkapital und das gucken wir uns als Nächstes an.
Das ist Kapital, was dem Unternehmen nicht selbst gehört, sondern Jemand anderem.
Und dementsprechend gibt es auch Verpflichtungen Anderen gegenüber, die mit Fremdkapital zusammenhängen.
Das sind also Dinge wie Darlehen, die man bei der Bank nimmt, die man ja zurückzahlen muss.
Oder wenn euch ein Kunde eine Anzahlung gezahlt hat für eine Leistung, die ihr noch erbringen müsst.
Auch das wird hier abgebildet, bis ihr eurer Leistungsverpflichtung nachgekommen seid.
Es gibt auch Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern von Gesellschaften.
Oder aber eben auch die “ganz normalen” Verbindlichkeiten, die entstehen, wenn man Produkte oder Leistungen bei anderen Unternehmen einkauft.
Die werden auch Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen genannt, also analog zu den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen.
Denn wie wir euch ja schon erklärt haben, wird beim Bilanzieren nicht auf den Zahlungszeitpunkt geguckt, sondern auf die wirtschaftliche Zugehörigkeit von Aufwänden und Erträgen.
Und wie ihr euch vielleicht erinnert, müssen wir deshalb beim Bilanzieren immer, wenn wir etwas einkaufen, zuerst einmal
Aufwand I Verbindlichkeit
buchen.
Damit haben wir in dem Moment den Aufwand erfasst und sagen gleichzeitig, dass das Ganze noch nicht bezahlt ist, weisen aber aus, dass es noch bezahlt werden muss.
Warum jetzt noch mal so rum?
Weil Aufwandskonten im Soll bebucht werden müssen.
Und weil Passiva im Haben bebucht werden, wenn sie größer werden.
Wir haben eine neue Verbindlichkeit dazu bekommen, also müssen wir das Verbindlichkeitskonto im Haben bebuchen.
Wenn wir unseren Lieferanten dann bezahlen, buchen wir:
Verbindlichkeit I Bank
Denn die Verbindlichkeit wird durch die Zahlung kleiner und da sie ein Passivposten ist, muss sie dafür im Soll bebucht werden.
Gleichzeitig sinkt unser Bankbestand und der ist ein Aktivposten, deshalb muss die Bank im Haben bebucht werden.
Es gibt noch zwei weitere Posten auf der Passivseite, der eine ist aber wichtiger als der andere.
Der wichtigere sind die sogenannten Rückstellungen.
Wie funktionieren Rückstellungen?
Um zu verstehen, was Rückstellungen sind, muss man immer daran denken, dass beim Bilanzieren Aufwände ja dem Jahr zuordnen muss, in das sie wirtschaftlich gehören.
Und hier kann es ja Dinge geben, von denen ihr schon wisst, dass ihr sie für das Jahr, für das ihr gerade die Bilanz macht, noch zahlen müsst, aber ihr habt dafür noch keine Rechnung bekommen.
Deshalb wisst ihr hier auch entweder noch nicht, wann genau ihr das Ganze zahlen müsst oder wie viel ihr genau bezahlen müsst - oder einfach beides.
Genau das ist ein Fall für Rückstellungen.
Ein Beispiel: Euer Steuerberater erstellt euren Jahresabschluss für 2024.
Das kann er logischerweise erst frühestens in 2025 machen und euch auch erst frühestens dann eine Rechnung schreiben.
Aber er erstellt ja den Abschluss FÜR das Jahr 2024, deshalb sind die Kosten für den Steuerberater dem Jahr 2024 zuzuordnen.
Also muss in der Bilanz auf den 31.12.2024 eine Rückstellung gebildet werden.
Dafür wird geschätzt, wie hoch die Kosten ungefähr sein werden.
Und diesen Betrag bucht man dann so ein:
Aufwand I Rückstellung
Unser Aufwandskonto ist im Soll, so wie es sein muss.
Und unsere Rückstellung wird größer, also ist es richtig, dass sie im Haben bebucht wird, da sie zu den Passiva zählt.
Sobald dann in 2025 eine Rechnung kommt und dadurch Zahlungszeitpunkt und Zahlbetrag klar werden, wird die Rückstellung aufgelöst und gleichzeitig entsteht eine Verbindlichkeit.
Die Auflösung einer Rückstellung bucht man:
Rückstellung I Verbindlichkeit
Wenn man die Rückstellung zu hoch geschätzt hat, wird die Differenz als Ertrag aus der Auflösung von Rückstellungen im Jahr 2025 gebucht.
Da bucht man dann:
Rückstellung I Ertrag aus der Auflösung von Rückstellungen
Wenn man die Rückstellung zu niedrig geschätzt hat, bleibt die Differenz in 2025 als Aufwand übrig.
Dafür gibt es das Konto “Periodenfremder Aufwand”.
Dass die Rückstellung entweder ein bisschen zu hoch oder ein bisschen zu niedrig ist, ist gar nicht schlimm.
Das liegt sogar in der Natur des Konzepts Rückstellungen.
Wichtig ist deshalb aber, dass man Rückstellungen wirklich sinnvoll und realistisch schätzt.
Wie funktioniert der PRAP?
Zu guter Letzt haben wir auf der Passivseite analog zum aktiven Rechnungsabgrenzungsposten noch den passiven Rechnungsabgrenzungsposten.
Beim aktiven Rechnungsabgrenzungsposten war es ja so, dass wir beispielweise in 2024 schon Kosten bezahlt haben, die aber wirtschaftlich in 2025 gehören.
Da wurde ja dann gebucht:
ARAP I Bank
Der PRAP ist genau das Gleiche, nur wenn wir schon Geld für etwas erhalten haben, was wirtschaftlich in ein späteres Jahr gehört.
Also zum Beispiel wenn ihr bilanziert und die Miete von eurem Mieter im November 2024 schon für 6 Monate im Voraus bekommt.
Dann gehört die Monatsmiete für Dezember noch ins Jahr 2024 und kann ganz normal Bank an Ertrag gebucht werden.
Die Monatsmieten für Januar bis Mai 2025 gehören wirtschaftlich aber nach 2025 und werden stattdessen
Bank I PRAP
gebucht.
In 2025 wird der PRAP dann mit der Buchung
PRAP I Ertrag
aufgelöst.
Hinweis: Bei unseren Videos und Beiträgen handelt es sich nicht um steuerliche Beratung. Auch erheben unsere Videos und Beiträge keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir formulieren hier einfach und verständlich, daher erheben wir auch keinen Anspruch auf steuerrechtlich vollkommen korrekte Begrifflichkeiten. Für steuerliche Beratung wendet euch bitte an euren Steuerberater.
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