Die Tatsache, dass wir einen progressiven Steuertarif haben, führt dazu, dass wir zwei verschiedene Steuersatzarten haben.
Damit man sich überhaupt über Steuersätze und deren Höhe richtig unterhalten kann, muss man erstmal verstehen, was der Unterschied ist und welche Art von Steuersatz man für was braucht.
Fangen wir aber erstmal mit dem progressiven Steuertarif an.
Für diejenigen unter euch, die das nicht wissen: In Deutschland gibt es für bestimmte Steuerarten fixe Steuersätze, wie eben für die Umsatzsteuer oder auch die Körperschaftsteuer zum Beispiel.
Bei der Einkommensteuer ist es aber so, dass der Steuersatz mit steigendem Einkommen steigt.
Man sagt quasi, wer mehr Geld zur Verfügung hat, kann auch anteilig mehr davon abgeben, weil es ihn weniger belastet als Jemanden, der sowieso schon mit sehr wenig auskommen muss.
Außerdem haben wir noch den Grundfreibetrag, der die ersten derzeit 10.908€ eures jährlichen Einkommens steuerfrei stellt.
Das heißt der Steuersatz steigt nicht ab dem ersten Euro, den ihr verdient, an, sondern bis ihr diesen Grundfreibetrag mit eurem Einkommen knackt, bleibt der Steuersatz bei 0%.
Außerdem steigt der Steuersatz auch nicht bis ins Unendliche.
Liegt euer Einkommen aktuell über 62.810€ im Jahr, dann befindet ihr euch im Höchststeuersatz.
Ab 277.826€ gibt’s dann nochmal eine Steigerung mit dem sogenannten Reichensteuersatz.
Wieviel Steuern muss ich zahlen?
Jetzt hört man ja immer, dass der Höchststeuersatz bei 42% und der Reichensteuersatz bei 45% liegen.
Das bedeutet aber nicht, dass ihr, wenn ihr mehr Einkommen als diese 62.810€ im Jahr habt, jetzt 42% eures Einkommens ans Finanzamt abdrücken müsst.
Das macht ja auch keinen Sinn, weil wir ja eben schon festgestellt haben, dass die ersten 10.908€ steuerfrei sind.
Wenn ihr bei einem Einkommen von 62.810€ davon 42% Steuern abgeben müsstet, müsstet ihr 26.380,20€ an Einkommensteuer zahlen.
So funktioniert es aber eben nicht, denn damit würdet ihr ja auf jeden einzelnen Euro dieser 62.810€ 42% Steuern zahlen.
Der Höchststeuersatz und auch der Reichensteuersatz sind aber sogenannte Grenzsteuersätze.
Das heißt, ihr zahlt diesen Steuersatz sozusagen auf den nächsten Euro, den ihr mehr an Einkommen habt.
Ihr würdet also zum Beispiel auf den 62.800sten Euro noch 41,99% Einkommensteuer zahlen.
Ab dem 62.809ten Euro müsst ihr aber dann von jedem neuen Euro, den ihr mehr an Einkommen habt, eben diese 42% abgeben.
Und das müsst ihr so lange, bis ihr über die Grenze von 277.826€ kommt.
Ab da müsst ihr von jedem zusätzlichen Euro dann 45% Einkommensteuer abgeben.
Wenn ihr also auf die ersten 10.908€ gar keine Einkommensteuer zahlt, dann auf die “ersten” Euros sehr wenig und auf die letzten Euros mehr, ist es ja logisch, dass ihr im Durchschnitt nicht diese beispielsweise 42% Steuern zahlt, selbst wenn ihr über diese 62.810€ kommt und im Höchststeuersatz liegt.
Das heißt ihr habt neben dem Grenzsteuersatz auch immer noch einen Durchschnittssteuersatz.
Der ist für euch viel interessanter, wenn ihr wissen wollt, mit wieviel an Einkommensteuer ihr eigentlich tatsächlich belastet seid.
Wieviel Steuern muss ich zahlen, wenn ich mehr verdiene?
Ihr könnt euch das auch auf der Seite des Bundesfinanzministeriums mit so einem Steuerrechner anschauen.
Da könnt ihr einfach mal ein paar Zahlen reinhauen und dann seht ihr, bei welchem Grenzsteuersatz ihr euch grade befindet und wie hoch euer Durchschnittssteuersatz ist.
Und da seht ihr dann auch, dass Höchststeuersatz nicht bedeutet, dass ihr von allem 42% abgebt.
Die Durchschnittsbelastung liegt bei diesen 62.809€, ab denen man im Spitzensteuersatz liegt, zum Beispiel bei 26,12%.
Erst dann, wenn man in Richtung Reichensteuersatz kommt, hat man überhaupt irgendwann mal eine Durchschnittsbelastung von über 40%.
Und keine Sorge, uns ist trotzdem klar, dass Deutschland ein Land mit hohen Steuern ist, das wollen wir hier auch gar nicht abstreiten,
Trotzdem ist es einfach wichtig zu wissen, worüber man eigentlich grade genau spricht, damit man nicht aneinander vorbeiredet.
Und ja, einen fixen Steuersatz gibt es dann doch noch bei der Einkommensteuer, nämlich die 25% Kapitalertragsteuer.
Das liegt aber daran, dass Kapitalerträge eben besonders besteuert werden.
Wie das funktioniert, haben wir euch schon ausführlich in unserer Playlist hier erklärt.
Hinweis: Bei unseren Videos und Beiträgen handelt es sich nicht um steuerliche Beratung. Auch erheben unsere Videos und Beiträge keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir formulieren hier einfach und verständlich, daher erheben wir auch keinen Anspruch auf steuerrechtlich vollkommen korrekte Begrifflichkeiten. Für steuerliche Beratung wendet euch bitte an euren Steuerberater.
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